Das #windowmuseum ist eine von Lola Meotti und Hervé Charles geschaffene künstlerische Plattform, deren Ziel es ist, mit den wichtigsten kulturellen Einrichtungen zusammenzuarbeiten, indem ihnen vorgeschlagen wird, Werke auszustellen, die vom öffentlichen Raum aus sichtbar sind. Im Rahmen dieser Zusammenarbeit mit dem IKOB stellt das #windowmuseum die Werke von Benoît Jacquemin aus.

Diese Wahl kommt nicht von ungefähr: Der frisch von der ENSAV la Cambre (BRÜSSEL) graduierte Künstler aus der Region (THEUX) repräsentiert eine Generation von jungen, engagierten Künstschaffenden, deren Anliegen höchst aktuell ist. Von der Dringlichkeit beseelt, im rohen, prosaischen Material verwurzelt zu sein, verlässt sich Benoît Jacquemin auf seine Praxis als Fotograf, um dann in Raumskulpturen zu arbeiten, die von den präzisen Gesten des Holz-, Eisen- oder Betonarbeiters geprägt sind. Den drei im IKOB präsentierten Werken ist gemeinsam, dass sie von Architekturen und symbolischen Orten inspiriert sind, die Geschichten in sich tragen. Drei "Strategien", die der Künstler einsetzt, um plastische Werke zu schaffen, die das Muster, das Modell und das Gerät sind.

Die erste im Freien installierte Arbeit, MUR (2019), ist ein Bauelement, das Benoît Jacquemin auf dem Abbruchgelände eines Ausstellungsraums in seinem Heimatdorf gefunden hat. Eine Probe, die entnommen und dann als Skulptur und Monument errichtet wird, das zu einem Objekt der Erinnerung und zu einem Zeugen einer Realität wird: das Verschwinden eines Kunstraums. Jenseits dieser Realität stellt sich eine globale Befragung der Welt der Kultur ein. Können wir in naher Zukunft nur hoffen, Ruinen zu produzieren, bevor sie überhaupt ein Werk gewesen sind? Absurd und ironisch hinterfragend, aber gefährlich buchstäblich, wenn eine Skulptur aus den Überresten des Ortes geboren wird, der sie hätte beherbergen sollen.

Auch mit der Arbeit CITY (2019) schafft er eine Ruine. Nach demselben Muster, das zum Denkmal wurde, bringt Benoît Jacquemin durch das Modell die Codes der Architektur zum Kollabieren, indem er sie in Beton umsetzt. Er formt Module aus totalitären Architekturelementen (Treppen, Säulen, Bögen), die er in einer anarchischen Organisation, inspiriert durch prekäre urbane Bedingungen der Slums, zusammensetzt. Das Ganze ist auf einem Leuchtkasten platziert, der die Dramaturgie ergänzt und diese phantasmagorisierte Stadt als Theater der in unserer heutigen Gesellschaft installierten Beziehungen zwischen Herrschaft, Macht, Prekarität und Dringlichkeit präsentiert.

Das letzte Stück, CINECITTA (2018), kann als eine Dispositiv gelesen werden: Ein Spiegel, der an einem der Fenster der Fassade angebracht ist, reflektiert unser Bild, fordert uns auf und bezieht uns trotz uns selbst mit ein. Auf diesem Spiegel ist der Satz "La cinematografia è l'arma più forte" eingraviert, der während der Einweihung durch den Duce 1937 in seiner italienischen Version von Hollywood, der "Cinecitta" gezeigt wurde. Auch hier beruft sich Benoît Jacquemin auf die Geschichte, um uns daran zu erinnern, dass Kunst eine Waffe ist, sowohl für die Propaganda als auch für die Verteidigung der Freiheit. Hinter dem durch eine künstlerische Sprache gefilterten Abbild der Wirklichkeit verbirgt sich immer eine Botschaft, ein Postulat, eine Ideologie. Der Künstler lädt uns hier ein, sie nicht zu vergessen und immer wieder zu versuchen, sie zu entziffern. - Lola Meotti, Kuratorin.