Mit „Neu in der Sammlung“  stellt das IKOB Neuzugänge und Schenkungen vor, die seit kurzer Zeit Teil der IKOB-Sammlung sind. Aussgestellt werden diese in der neu eingerichteten Bibliothek und mit Publikationen kontextualisiert. Den Auftakt dieser neuen Reihe bildet "Modular Synthesizer II+III“ - eine auf der Vorder- und Hinterseite geschnitzte Holzdruckplatte von Michael Falkenstein. Er greift damit ein künstlerisches Medium auf, das etwas unzeitgemäß wirkt - den Holzschnitt.

Holzschnitt ist eine der ältesten Techniken, die von Künstler:innen seit dem 15. Jahrhundert genutzt wurde. Der Holzschnitt war wichtig für die Illustration von Büchern und die schnelle Verbreitung von Bildern, da er sich gut mit der Buchdrucktechnik kombinieren ließ. Später wurde die Technik von Künstlern der Moderne und des Expressionismus wiederentdeckt und weiterentwickelt. Künstler:innen nutzen den Holzschnitt, um grafisch klare, oft expressive Werke zu schaffen. Die Technik erlaubt starke Kontraste und charakteristische Linienstrukturen, wobei die Maserung des Holzes häufig als Gestaltungselement einbezogen wird. Berühmte Holzschneider sind Albrecht Dürer, Ernst Ludwig Kirchner oder Paul Gauguin. Was im Rückblick auf diese Künstler:innen und ihre jeweilige Holzschnittpraxis oft in Vergessenheit gerät, ist die enge Verbindung der Technik mit dem medialen Fortschritt. Buchdruck und Farbholzschnitt bildeten eine Allianz wie heute das Internet und die Kultur der Memes oder Emoticons. Wenn Michael Falkenstein, sich also in dem vermeintlich unzeitgemäßen Medium den elektrischen Synthesizer aufgreift, so ist das nicht unlogisch oder antizyklisch, sondern folgt vielmehr einer inhärenten Logik des Holzschnitts.

Bei dem weiter unten abgedruckten Bild handelt es sich tatsächlich um ein Foto eines gedruckten Bildes. Die Druckplatte, die der Künstler dem IKOB großzügigerweise geschenkt hat, ist hier bewusst nicht abgebildet. Auch wenn das IKOB - Museum für Zeitgenössische Kunst die rechtliche Möglichkeit besäße, die Druckplatte zu nutzen, um Abdrucke zu machen, so zeigt es bewusst nur die Platte. Damit verweisen wir auf die besondere Potenzialität eines Druckstockes und die Möglichkeiten der Vervielfältigung, die im Kunstkontext über Wert und Preis mitentscheidet. Falkensteins Drucke sind somit extrem zeitgenössische Reflexionen über den Wert der Kopie, Autorschaft und Reproduktion.

Um weiter in sein Werk einzutauchen finden Sie auf dem ersten Tisch der Bibliothek weiterführende Literatur oder besuchen Sie einfach die Webseite des Künstlers.

Michael Falkenstein wurde 1971, in Neuss (Deutschland) geboren und studierte von 1996 bis 2002 an der Kunstakademie Düsseldorf und war zuletzt Meisterschüler von Konrad Klapheck. Er lebt in Düsseldorf und ist hauptsächlich bekannt für seine teilweise großformatigen Holzschnitte.

michael-falkenstein-modular-synthesizer-ii-vorderseite-160-x-260-x-20-cm-2018

Michael Falkenstein, Modular Synthesizer II, Vorderseite, 160 x 260 x 20 cm, 2018