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Horst Keining, Texte zur Kunst, 2005
Kunstharzfarbe auf Leinwand, 185 × 135 cm

02.03.–03.04.2016

Star Work № 15: Texte zur Kunst

Horst Keining

Leuchtend hellblaue und weisse Punkte, die an Konfetti erinnern, zeichnen sich deutlich vom orangegelben Hintergrund ab. Etwas Gegenständliches – eine Landschaft, eine Architektur, Kisten, die sich stapeln – ist zu erahnen. Die Elemente lösen sich auf. Wie bei der Betrachtung eines impressionistischen Gemäldes werden die nebeneinander gesetzten Farben erst bei zunehmender Entfernung vom Bild zu einem fassbaren Ganzen. Dieser Versuch ist hier jedoch zum Scheitern verurteilt, da die Verfremdung nicht nur durch den Zoom angelegt ist, sondern darüber hinaus auch durch die Wahl des Ausschnitts. “Texte zur Kunst” ist mit serifenlosen Grossbuchstaben schwarz, aber lasierend aufgetragen. Die Zeile ist im unteren Drittel des Bildes platziert, das, auch durch sein Format, an ein Buch- oder Zeitschriftencover erinnert. Die Worte suggerieren die vermeintliche Bildaussage. Die Botschaft setzt Assoziationen frei. Der Betrachter, der gleichsam Leser ist, hat Erwartungen, die das Bildmotiv nicht auflöst.

Texte zur Kunst ist eine 1990 in Köln gegründete Kunstzeitschrift. Auf rund 300 Seiten werden zu gesellschafts- und kulturpolitischen Themen deutsch- und englischsprachige Beiträge zu zeitgenössischer Kunst, Film, Musik, Mode und Design veröffentlicht.

Keining provoziert diese Ambivalenz, indem er dem klassischen Bildaufbau zur Erzeugung von Perspektive folgt: Vordergrund, Hintergrund, Anhebungsmotiv, Klarheit und Unschärfe, Überschneidung. Die Motive aber erschließen keinen realen Raum und die verschiedenen Ebenen stehen in keinem direkt greifbaren Sinnzusammenhang, so dass eine Verortung unmöglich wird und das Bild als Ganzes Irritationen auslöst. Der Künstler spielt mit den Elementen Text, Kontext, Textur und Kontur – und mit der Wahrnehmung. Der Diskurs ist das Entscheidende. In frühen Arbeiten der 1980er und 90er Jahre, den Serien der Blaugrünen und Roten Bilder, in den Fassadenbildern und den Streifenbildern, untersuchte Keining systematisch die Möglichkeiten der Gliederung einer Fläche und verfolgt ein forschendes Erproben der malerischen Mittel. Ausgelöst durch den Auftrag für ein Wandgemälde, das eine neue Technik des Farbauftrags erforderte, arbeitete er fortan mit Kunstharzfarbe und Spraypistole. Statt Fläche und Linie setzte Keining ab 1997 Farbfläche und Schrift, ab 2003 dann Ornament und Schrift in Beziehung. Die Technik des Airbrush unterstützt dabei seine Intention, Unschärfen und Verschleierungen zu erzeugen. (Text Denise Essig)

STAR WORK
Mit dem Star Work zeigen wir in regelmäßigen Abständen ein Kunstwerk aus der Sammlung des IKOB.

Star Work № 29 Die Kreuzigung


Star Work № 28: Distortion LI [51]


Star Work № 27: Hommage à ... IV


Star Work № 26: Saint Matthieu par Gérémie Geißelbrunn (1595 – 1660) photographié comme Dimitris Alexandrou par Errikos Andreou


Star Work № 25: A Billion Square Circles


STAR WORK № 24: Checkpoint Charlie


Star Work № 23: Babalú Ayé


Star Work № 22: Sorry


Star Work № 21: République Libre de Clairefontaine


Star Work № 20: Constructor


Star Work № 19: DEIN GEILSTER MÄDCHEN­FLUG­KÖRPER SCHREIT TOTALST: NUR VORNE IST EVOLUTION IM SCHRITT „MARSCH MARSCH“, VERSACHLICHT ALLES.


Star Work № 18: Ohne Titel


Star Work № 17: Corte Cromático, Hommage an André Blank


Star Work № 16: Statement 34/56


Star Work № 14: Sieglar-96-09-21


Star Work № 13: LBYD/SOI


Star Work № 12: Ohne Titel


Star Work № 11: Composition


Star Work № 10: Geschlossene Scheune


Star Work № 9: Poésie urbaine


Star Work № 8: The Gates


Star Work № 7: Seestück II


Star Work № 6: Rhombus


Star Work № 5: Ausgewürfelte Bilder, 28 Bildmöglich­keiten


Star Work № 4: Veules-les-Roses


Star Work № 3: Regalfrau (Studie)


Star Work № 2: Me Walking


Star Work № 1: Ein auf seinen Grundriss reduzierter Stein im Maßstab 1 : 1 / Berg aus Steinstaub