Im Herbst 2024 bot das IKOB – Museum für Zeitgenössische Kunst in Zusammenarbeit mit Borderland Residencies erstmals eine Künstler:innenresidenz in Eupen an.

Die Ausschreibung lud Künstler:innen ein, sich mit dem Thema SUPERNATURAL auseinanderzusetzen. Ziel war es, ihnen die Möglichkeit zu geben, die Region durch die Erforschung des Unsichtbaren, Mystischen und Jenseitigen zu erleben und dabei ihre Praxis weiterzuentwickeln. Mit über 300 Bewerbungen aus aller Welt wurde der Bedarf an Künstler:innenresidenzen in der Region deutlich.

Ausgewählt wurde Francisco Correia, der von September bis November 2024 in Eupen lebte und arbeitete. Francisco hebt in seiner Arbeit die Absurdität der unsichtbaren Systeme, die das tägliche Leben bestimmen, hervor. Arbeit, Wirtschaft und Aussterben (sowohl individuell als auch kollektiv) werden ins Reich der Fantasie verlegt, um Erzählungen zu schaffen, die sich an der Grenze zwischen Realität und Fiktion bewegen.

Während seines Aufenthalts entwickelte Francisco das Projekt Doris, inspiriert durch Bram Stokers Dracula. Besonders faszinierte ihn die Anfangsszene des Romans, in der der Anwalt Jonathan Harker Graf Dracula bei einer Immobilienverhandlung unterstützt. Francisco untersuchte Parallelen zwischen Gentrifizierung, Immobilienmarkt und dem Übernatürlichen.

Das Ergebnis der Residenz ist die Publikation Doris, in der Francisco Correia eine Kurzgeschichte mit einer Serie architektonischer Zeichnungen der Supermärkte in Eupen kombiniert. Der Künstler untersucht die allgegenwärtige Präsenz der Vampirfigur in der Popkultur und deren metaphorische Beziehung zum Immobilienmarkt. Der Protagonist Correias Geschichte füllt die Lücken in seinem Liebesleben mit einer vom Roman inspirierten Erzählung, und fragt sich, ob eine Liebesgeschichte die Realität so weit übertreffen kann, dass sie von Fantasie untrennbar wird. Das Bulletin kann hier als PDF angesehen und heruntergeladen werden und ist auch in unserem Shop verfügbar.

Francisco Correia wurde in Lissabon geboren und lebt und arbeitet in Brüssel. Seine jüngsten Einzelausstellungen sind „NO STRESS“ bei Super bien! (Berlin), „Midlife crisis“ bei Galeria Nave (Lissabon) und „Eat the frog, swallow the ebb“ bei Cas-co (Leuven). Zusammen mit Siebert Mispelon ist Francisco Co-Direktor von Double Minutes, einem Projekt, das das Format des Künstlergesprächs infrage stellt.

Borderland Residencies ist ein euregionales Netzwerk von Residenzen an Kunstinstitutionen. Es handelt sich um eine gemeinsame Initiative von Künstlerresidenzen im Grenzgebiet von Rhein und Maas. Das Grenzlandprogramm unterstützt die Aktivitäten der Mitglieder durch die Organisation mehrtägiger Exkursionen für Künstler aus allen beteiligten Residenzen, durch Treffen mit Kuratoren und Institutionen aus der Region und durch ein öffentliches Programm mit Vorträgen, Präsentationen und Workshops. Das Programm bietet den teilnehmenden Künstlern die Möglichkeit, Kontakte auf beiden Seiten der Grenze zu knüpfen, sowohl mit anderen Künstlern als auch mit Institutionen. Die Exkursionen konzentrieren sich auch auf allgemeinere Themen in der Region, wie Energieerzeugung, landwirtschaftlicher Wandel und die alternde Bevölkerung.