Das IKOB freut sich, Ragnar Kjartanssons Videoarbeit Death and The Children zu präsentieren, die eine Performance des Künstlers auf dem Hauptfriedhof von Reykjavik, Island im Jahr 2002 dokumentiert.

An einem sonnigen Ferienlager-Tag nimmt eine Gruppe von Kindern an einer Führung durch den Friedhof teil, als Kjartansson, geschminkt und in düsterem Kostüm, aus einer Krypta kommt und sich als verkörperter Tod ausgibt. Die Kinder schwanken zwischen Glauben und und Unglauben, und ergreifen gleichzeitig ohne Scheu diese außergewöhnliche Gelegenheit um wortwörtlich dem Tod in die Augen zu schauen. Was folgt, ist eine offene Unterhaltung zu existentiellen Fragen, aber auch über die Qualität der Performance und der Requisiten des Künstlers. In schwarz-weiß und vor symbolträchtiger Kulisse wird in Death and The Children ein vermeintlich schwieriges Thema mit Humor und ohne Tabu auseinandergenommen.

Der Film steht in Resonanz zu den Gemälden von Yann Freichels, in deren bizarren Szenografien unheimliche Themen behandelt werden, und die voll von bedeutungsschwerer und gleichzeitig spielerischer Symbolik sind. Die Mythen und Archetypen der Kindheit stehen neben bildlichen und wörtlichen Zitaten aus der Weltgeschichte. Es entsteht ein spannender Kontrast zwischen Ernst und Unernst, Ornament und rohem Realismus.

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Ragnar Kjartansson Death and the Children, 2002, Courtesy of the artist, Luhring Augustine, New York and i8 Gallery, Reykjavik

Ragnar Kjartansson arbeitet mit verschiedenen künstlerischen Medien und schafft Videoinstallationen, Performances, Zeichnungen und Gemälde, die auf unzählige historische und kulturelle Referenzen zurückgreifen. Ein unterschwelliges Pathos und eine Ironie verbinden seine Werke, die tief von der Komödie und Tragödie des klassischen Theaters beeinflusst sind. Der Künstler verwischt die Grenzen zwischen den Medien, indem er seine Malerei als Performance betrachtet, seine Filme mit Gemälden vergleicht und seine Performances mit Skulpturen. Kjartansson interessiert sich für die Schönheit und ihre Banalität, und er nutzt die dauerhafte, sich wiederholende Performance als Form der Erkundung.

Kjartansson (geb. 1976) lebt und arbeitet in Reykjavík. Zu seinen wichtigsten Einzelausstellungen zählen Ausstellungen im Kunstmuseum Stuttgart, im Metropolitan Museum of Art, New York, im Reykjavík Art Museum, im Barbican Centre, London, im Hirshhorn Museum and Sculpture Park, Washington D.C. das Musée d’art contemporain de Montréal, das Palais de Tokyo, Paris, das New Museum of Contemporary Art, New York, das Migros Museum für Gegenwartskunst, Zürich, die Fondazione Sandretto Re Rebaudengo, Turin, das Institute of Contemporary Art, Boston, das Carnegie Museum of Art, Pittsburgh, das De Pont Museum, Tilburg, und das Louisiana Museum for Modern Art, Humlebæk, um nur einige zu nennen. Kjartansson nahm 2013 an The Encyclopedic Palace auf der Biennale von Venedig und 2014 an der Manifesta 10 in St. Petersburg, Russland, teil und vertrat Island auf der Biennale von Venedig 2009. Der Künstler erhielt den Ars Fennica Award 2019 und wurde 2015 mit dem Artes Mundi’s Derek Williams Trust Purchase Award und 2011 mit dem Performa’s Malcolm McLaren Award ausgezeichnet.