
Delphine Deguislage, Beyonce, 2014, Poster, ed. 100, 70 × 50 cm

(v.l.n.r.) Vera Hilger, Jeanne Claude, Sali Muller, Casaluce Geiger, Esther Liégeois.
© Ludovic Beillard
4/10 – Eine kritische Bestandsaufnahme der IKOB Sammlung
Marie-France Bonmariage, Ellen Brusselmans, Jeanne-Claude, Johanna Deiglmayr-Buchholz, Delphine Deguislage, Lili Dujourie, Margret Eicher, Karin Frank, Casaluce Geiger, Denise Gilles, Laurence Gonry, Maria Hasemeier-Eulenbruch, Vera Hilger, Irmel Kamp, Stefanie Klingemann, Marie-Claire Krell, Sophie Langohr, Andrea Lehnert, Barbara Leisgen, Esther Liégeois, Lilith Love, Sylvie Macías Díaz, Nora Mertes, Beatrice Minda, Karin Missy Paule, Tanja Mosblech, Yvonne Mostard, Sali Muller, Chloé Op de Beeck, Tímea Anita Oravecz, Tinka Pittoors, Andrea Radermacher-Mennicken, Jana Rusch, Bärbel Schulte Kellinghaus, Alice Smeets, Merlin Spie, Catharina van Eetvelde, Marlies Vermeulen (Dear Hunter), Sophie Whettnall, Denyse Willem
2019 ist in Sachen Gleichstellung von Künstlerinnen und Künstlern, in einigen Kunst- und Kulturinstitutionen, offensichtlich ein Jahr des Umdenkens. So zeigt die Tate Modern in London seit April für zwölf Monate ausschließlich Künstlerinnen aus der eigenen Sammlung. Durch den Fokus auf die prozentual viel seltener ausgestellten Kunstwerke von Frauen sollen diese stärker repräsentiert und ihr Beitrag zur Kunstgeschichte angemessen gewürdigt werden. Auch außerhalb der bildenden Kunst gibt es solche Projekte. So engagiert das Staatstheater Karlsruhe für die Spielzeit 2018/2019 nur Regisseurinnen. Zu diesen eigentlich längst überfälligen Handlungen will auch das IKOB seinen Beitrag leisten. So unterzogen wir unsere Sammlung einer genaueren Analyse und gingen der Frage nach wie viele Kunstwerke von Frauen und wie viele von Männern stammen. Es zeigte sich, dass genau 40% der Kunstwerke in der Sammlung von Künstlerinnen geschaffen wurden. Vier von zehn ist zwar kein schlechter Schnitt im Vergleich zu anderen Museen, deren Quote immer noch bei etwa 25% festgefahren zu sein scheint. Zum Vergleich lag zwischen 2009 und 2011 der Frauenanteil bei Kunsteinkäufen der Museen in Nordrhein-Westfalen gerade einmal bei 28% und nur 22% aller vom Land geförderten Einzelausstellungen waren Ausstellungen von Künstlerinnen. Warum diese niedrige Quote überrascht? Weil seit Jahrzehnten der Frauenanteil an den deutschen Kunstakademien bei konstant über 60% liegt und auch bei den staatlichen Kunstpreisen zumindest noch Gleichstand zwischen Männern und Frauen herrscht. Sobald es jedoch an die Teilnahme an Ausstellungen in Galerien, Museen und Kunstvereinen geht, fällt auf, dass Frauen mit auffälliger Konsequenz ins Hintertreffen geraten. Schaut man sich dann noch die Liste der kommerziell erfolgreichsten Künstler:innen an, so sieht man, dass die Anzahl der weiblichen Topverdienerinnen noch immer verschwindend gering ist.
Da ein Umdenken nur dort stattfinden kann, wo man sich dieser Differenzierung bewusst wird, ist die Ausstellung 4/10 – Eine kritische Bestandsaufnahme der IKOB Sammlung der Anfang den Künstlerinnen aus unserer Sammlung inhaltlich gerecht zu werden und ihren Beitrag an der Einzigartigkeit in der (Ost-)belgischen Kunstwelt durch ihre Sichtbarmachung zu fördern. Daher heißt es aktuell: Männer ins Depot, Frauen ins Museum. Die Ausstellung versteht sich als eine Einladung zur Kommunikation. In erster Linie zwischen dem IKOB und den in seiner Sammlung vertretenen Künstlerinnen, aber auch zwischen Besucher:innen, die viele der Kunstwerke seit längerer Zeit oder noch nie gesehen haben.

Barbara Leisgen ( & Michael Leisgen), Phoenix, 1982-1998, 2 Farbfotos - Cibachrome auf Alu., Ed. 2\3, 50 × 100 cm

(v.l.n.r.) Maria Hasemeier-Eulenbruch mit drei Rötelzeichnungen auf Papier
/ Lili Dujourie, Hommage an … IV,1972, Video, 26“51“, Edition 4/36
/ Laurence Gonry, El Martien y el Sex, 2003, Siebdruck 2/9, 110 × 80 cm und Katie Eyes, 2003, Siebdruck 2/9, 110 × 80 cm

Merlin Spie, Selbstbefleckte Habsucht, 2003, Installation, PVC Hüllen, Holzbock, Schläuche, Maße variabel
© Ludovic Beillard

Tanja Mosblecch, Frau-Baum 1 - 3, 2019, Öl auf Leinwand, 100 × 70 cm
© Ludovic Beillard

Lilith Love, Who's coming to Dinner?, 2009, Lambda Print auf Alluminium unter Acryl-Glas Ed. 1/1, 130 × 86,52 cm

Stefanie Klingemann, Vote for me, 2007-2009, Serie von 4 Postern/ Offsetdruck, 76 × 59 cm
© Ludovic Beillard

Bärbel Schulte Kellinghaus, Hommage an Michelangelo und die Unvollendeten, 2006, 3 Lindenholzskulpturen auf Eisenregal, 211 × 204 × 54 cm
© Ludovic Beillard

Jeanne-Claude (Christo & Jeanne-Claude), The Gates (Project für den Central Park, New York City), 2001, Lithografie, 82 × 62 cm

Blick in die Sammlung, IKOB – Museum für Zeitgenössische Kunst, 2013, (c) Serge Cloot

Sophie Langohr, o.T. Originalbild: Statue eines Heiligen von Jan van Stefferweert, 1509,
Farbfotografie & Eichenskulptur basierend auf der Formgebung der Rückenhöhle von "Piéta", 2016
Polychrom geschnitztes Holz, Ende 16. Jahrhundert, Lüttich, Grand Curtius, 2018 Sans titre. Image d’origine : statue de sainte par Jan van Stefferweert, 1509, Photographie couleur & Sculpture en chêne d’après le moulage du creux dorsal de « Piéta », 2016

(im Vordergrund) Esther Liégeois, o. T., ca. 2008, Geschwärzte Erde, Skulpturengruppe, bestehend aus 15 Teilen
© Ludovic Beillard

Andrea Radermacher-Mennicken, o.T., Naturstein und Springseil, 2018, Stein 27 × 21 × 19 cm , Seil 3 m

Irmel Kamp, Aus der Serie: Mit Zinkblech verkleidete Bauten in Ostbelgien, 1979-1981,
Silbergelatineabzug, 40 × 33 cm
© Ludovic Beillard