Performance: Sonntag 17.03.2024, 15:00 (Dauer: 40 Minuten)

Wolfgang Nestlers Kunstwerke sind zumeist aus Holz und Stahl. Sie sind schwer und wirken dennoch ganz leicht. Ein Paradox, das die Betrachter:innen regelrecht dazu verführt sie zu benutzen, mit ihnen zu interagieren und spielerisch zu begreifen. So wollen seine Objekte gebogen, zurechtgerückt und angestoßen werden, sie rollen und schwingen, sie wippen und knallen. Die Freude an der Interaktion, die sie auslösen erinnert an die Ernsthaftigkeit des Kinderspiels.

Können Sie sich vor Augen rufen, wie (fast alle) Kinder auf Unbekanntes reagieren? Scheu werden die Dinge zunächst beäugt, dann vorsichtig angefasst und mit Hemmungen in Bewegung gebracht. Sobald das neue Ding jedoch wippt, schwingt oder sich dreht kennt die Begeisterung keine Grenzen. Das Spiel wird intensiver und jede Wiederholung ist in Sachen Intensität und Energie eigentlich eine Varianz der vorherigen. Nur Erwachsenen kommt es so vor, als vollführten die begeisterten Kinder die immer gleiche Bewegung. Das Kind genießt derweil die Nuance, die Feinheit der Differenz und ist ganz bei sich. Dieses Beisichsein scheint ein Privileg für Kinder zu sein, jedoch beobachtet man an sich oder anderen dasselbe, wenn sie mit Werken Nestlers konfrontiert werden.

Die Ausstellung im IKOB mit Werken Wolfgang Nestlers versteht sich als ein Einschub, einen Moment des Innehaltens und Bewegtwerdens. Höhepunkt der Ausstellung ist eine Performance der in Eupen ansässigen Tanzkompagnie Irene K., deren Tänzer:innen am Sonntag, den 17. März um 15 Uhr die Kunstwerke der Ausstellung bewegen und in ihre Tanzimprovisation einbauen werden.

Der Eintritt ist kostenlos.

WOLFGANG NESTLER (*1943, Gershausen) ist Bildhauer, Fotograf und Zeichner. Er studierte an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf und machte zeitgleich eine Ausbildung zum Schmied.Er arbeitete zunächst als Kunsterzieherin Aachen, später als Professor an der Universität-GH-Siegen, dann wurde er zum Gründungsprofessor für Bildhauerei an die Hochschule der Bildenden Künste Saar, Saarbrücken berufen. Zahlreiche seiner Arbeiten befinden sich im öffentlichen Raum (u.a. Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung in Bonn, einw plastische Installation im Bundesministerium für Justiz, Berlin, eine Stahlplastik in der Bundesgartenschau Stuttgart und eine Steinskulptur als Mahnmal für die Opfer des Naziregimes in Krefeld). Sein Thema ist die Energie der Form. Seine Arbeiten sind häufig bewegte Skulpturen, die die Betrachter:innen zu spielerischen Interaktionen herausfordern. 1977 war er Teilnehmer der documenta 6, 1987 Teilnehmer der documenta 8. 1993 nahm er an der von Francis Feidler kuratierten IKOB-Ausstellung „Volle Scheunen“ teil, seitdem ist er dem IKOB verbunden. Jan Hoet sah in Wolfgang Nestlers Installation in Grüfflingen einen Höhepunkt der Veranstaltung „Volle Scheunen“.

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Wolfgang Nestler, Installationsansichten, IKOB, 2024, Photo: Lola Pertsowsky © Wolfgang Nestler, 2024