Ressentiment meint viel mehr als nur ein Stereotyp oder ein negatives Bild. Das Ressentiment entsteht im Schatten einer erlebten Demütigung und strukturiert dabei das Verhältnis zwischen Verlierer und Gewinner. Da Ressentiments extrem leicht instrumentalisiert werden können, dienen sie aktuell vielen autoritaristischen und nationalistischen Politiker:innen als Beschleuniger für einen von ihnen ausgelösten internationalen Flächenbrand. Diese Politik des Ressentiments versteht es, aufgestaute und unterdrückte Gefühle von Unterlegenheit in der Bevölkerung eruptiv zu Tage treten zu lassen und für ihre Zwecke zu nutzen. Die Kraft und Dynamik dieser Strategie zeigt sich in politischen Erfolgen derer, die sie anwenden. Ihre Taktik ist die einer massiven Vereinfachung, die das Nachfragen ablehnt, Probleme in Freund- Feindschemata verhandelt und Andersdenkende automatisch zu Gegner:innen erklärt.

Selbstverständlich reagieren Künstler:innen mit den unterschiedlichsten Strategien auf diese die Demokratie bedrohenden Entwicklungen. Während sich einige auf kunstimmanente und damit eher selbstreflexive Fragestellungen konzentrieren, gibt es andere, die sich in sozialen oder politischen Projekten engagieren; wieder andere begleiten die gesellschaftlichen Transformationsprozesse kritischen Auges und schaffen eine Form der Gegenöffentlichkeit.

Das verbindende Element all dieser Tendenzen ist die über allem stehende Freiheit der Kunst, eine Freiheit, die hart erkämpft wurde. Diese Stärke der Kunst soll in der Ausstellung zum Ausdruck gebracht werden. Die gezeigten Kunstwerke sind dabei viel mehr als nur Belege eines Umgangs mit Ressentiments. Sie sind Ausdruck künstlerischer Haltungen, die sich dem Dissens stellen – aber auch „dissen“ können – und damit die Meinungen der Anderen als relevante Äußerungen denkender Menschen ernst nehmen.

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Le Bulletin № 2 - Deutsche Ausgabe
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Le Bulletin № 2 - Édition française
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Ausstellungsansicht, RESSENTIMENT Kulturen des Dissens, © IKOB - Museum für Zeitgenössische Kunst